Mein Ziel war es, dem Winter zu trotzen und meinen Gedanken freien Lauf lassen. In einem Angelgang bis an meine Grenzen zu gehen um daraus zu lernen und Erfahrung zu sammeln. Abermals ging meine Reise ins südwestliche Ungarn, an einen wunderschönen 480 ha großen See. Dieser See zeigt sich oft von seiner launischen Seite, starker Wind und hohe Wellen. Der See verbirgt viele versunkene Bäume, Äste, Boote, Kanten und Plateaus.
Wenn man sich die erforderliche Zeit nimmt, mit dem Boot und dem Echolot das Gewässer zu erkunden, hat man Einblick in eine fantastische Gewässerstruktur die man nicht oft zu sehen bekommt. Auf dem Echolot erkennt man viele tiefe Gräben, von 4 m bis 18 m tief fallende Kanten und Plateaus so groß wie Hausplätze. Das punktgenaue ablegen der Montagen, bis zu einer Distanz von etwa 400 Meter ist durch Wind und Wellen oft sehr beschwerlich.
Zur Session
Angekommen an diesen gewaltigen See wurde mir sofort klar, dass es kein leichtes Unterfangen sein wird. Starker eiskalter Wind und hohe Wellen peitschten mir ins Gesicht. Ich machte sofort das Boot startklar, um meine Hotspots zu suchen. Nach stundenlangem suchen quer über den See, hatte ich einige gute Plätze entdeckt. Meine erste Rute beschloss ich, auf einem Plateau dessen Kannte von 10 auf 14 Meter abfällt abzulegen. Die zweite Rute, bekam ihren Platz in einen tiefen Graben in einer Tiefe von 12 Meter. Auf die Jahreszeit abgestimmt fütterte ich ganz nach dem Motto: “Weniger ist mehr!“
Ergänzend zu den wenigen Boilies verwendete ich eine schnell löslich Futtermischung mit guter Duftstoffentwicklung und Wolkenbildung. Diese Mischung ist mein Favorit für den Winter. Die Boilies halbiere ich, damit sie an meinem Spot auch tatsächlich liegen bleiben und nicht an deren Kanten wegrollen. Meines Erachtens ist das Futter, im Winter der wichtigste Faktor.
Es sollte schnell löslich und leicht verdaulich sein. Die ersten drei Tage und Nächte waren sehr ruhig. Ich konnte kaum Bewegung am Wasser wahrnehmen. Temperaturschwankungen am Tag von plus 3 Grad - abends bis zu minus 15 Grad waren wirklich nicht das was ich mir erhofft hatte. Genau diese Temperaturschwankungen bekam ich deutlich zu spüren, egal was ich auch probierte - Köderwechsel, Köder in unterschiedlichen Tiefen anzubieten – ich bekam keinen Biss.
Nichts schien erfolgreich zu sein, doch ich gab die Hoffnung nicht auf - und wollte diese harte Nuss knacken. Ich blieb beharrlich meiner Taktik und meinen festgelegten Plätzen treu. In der vierte Nacht kam der lang ersehnte Ton aus der Funk Box -Pieeeeepppp- der Run riss mich aus dem Schlaf. Ich hastete zum Rod Pod, nahm die Rute auf und spürte wie ich immer mehr Kontakt zum Fisch aufbaute.
Voller Adrenalin, stieg ich ins Boot und fuhr dem Fisch entgegen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl das meine Taktik erfolgreich war. Als ich den Fisch über meinen Kescher führte schrie ich vor lauter Glück, das mein Plan funktionierte und ich für meine Beharrlichkeit belohnt wurde. Gerade diese Momente, machen unsere Leidenschaft zu unvergesslichen Augenblicken des Lebens.
Was für ein wundervoller Winterspielkarpfen lag vor mir im Carp Cradle. Es müssen nicht immer 20 oder 30 kg Fische sein, denn jeder unter besonderen Bedingungen gefangene Fisch hat eine besondere Bedeutung in unserem Leben. Ich bin überglücklich und stolz, dass ich diesbezüglich eine weitere Erfahrung machen konnte! Diese Art des Karpfenangelns im Winter ist eine extreme Herausforderung und Belastung für Mensch, Karpfen und Equipment.
Ich denke, die nachfolgenden Bilder sagen mehr als tausend Worte!
Sicherheitshinweis!! – Wenn Sie zu dieser Jahreszeit (extreme Kälte) mit dem Boot arbeiten, sollten Sie zu Ihrer Sicherheit unbedingt eine Rettungsweste anlegen!!