Tinca tinca konnte dem Maden-Maiscocktail nicht wiederstehen.
Wenn starke Winde im Donauraum die Donau und deren Häfen in Wien schier unbefischbar machen, oder uns im Hochsommer die Hitze nach Schatten lechzten lässt, zieht es mich sehr oft an einen meiner Jugendangelplätze an einem alten Ziegelteich. Dieser schattige und im Windstillen liegende Schilfplatz ist bei solchen Witterungsbedingungen einer meiner favorisierten Angelplätze.
Vor mehr als dreißig Jahren
Schon in meiner Kindheit angelte ich hier an diesem Teich mit einer etwa sechs Meter langen, gesteckten, beringten Bambusrute und einer Tokoz-Stationärrolle und fing Schleien, Karauschen, Rotaugen und auch so manchen Hecht hart am Schilfrand. Der Ärger über mehrere aufgrund abnormer Witterung vermiester Angeltage brachte mir, den nur wenige Minuten von meinem Wohnort gelegenen Jugendangelplatz wieder in Erinnerung. Nach einer ersten Visite und einem einstündigen Arbeitseinsatz war der Platz wieder beangelbar. Doch die Gegebenheiten an diesem Angelplatz haben sich ein wenig verändert, der Schilfrand war ein wenig breiter geworden, die Uferböschung etwas eingefallen. Die Distanz vom Ufer zum Schilfrand beträgt nach dreißig Jahren etwa siebeneinhalb Meter und nicht sechs Meter wie damals.
Mit der acht Meter Bolo angelt es sich optimal an der Schilfkannte!
Dieser Angelplatz hat auch den Vorteil, dass er von anderen Anglern gemieden wird, weil sie meist nicht über die erforderlichen langen Ruten verfügen, um gehakte Fische kontrolliert vom Schilf fern zu halten, auszudrillen und sicher über den Kescher zu führen.
Zweckfremd verwendet
Bei der Entwicklung des Bolognese-Angelns war es der italienischen Spitzenwettbewerbsangler Roberto Trabucco, der die entscheidenden Akzente setzte und die Grundlagen für diese Art des Angelns schaffte. Roberto Trabucco möge mir verzeihen, dass ich an diesem Angelplatz die von ihm fürs Fließwasserangeln entwickelte Bologneserute zweckfremd verwenden muss. Eine stärkere Bolognese mit acht Meter Länge ist hier das optimale Gerät, zum Angeln an der Schilfkante. Mit einer Rute dieser Länge lassen sich auch halbstarke Karpfen am Schilfrand fangen, ohne dass man diese nicht von Schilf fernhalten könnte. Wenngleich dies auch nicht ganz einfach ist, es gehen jedoch kaum Fische verloren.
Ein Karpfendrill ist fordernd für den Angler und das Gerät
Direkt unter der Spitze
In den meisten Fällen lege ich die Bolognese in der Rutenhalterung der Sitzkiste ab und angle direkt unter der Rutenspitze, hart am Schilfrand in etwa zweieinhalb Meter Wassertiefe. Bei geringer Seitendrifft ist auch das Angeln mit etwas längerer Schnur vor der Spitze sehr zielführend. Besonders wichtig ist es, den Angelplatz genau auszuloten, um steil abfallende Kanten im Bereich des Schilfrandes zu lokalisieren.
An solchen Kanten besteht die Möglichkeit, dass schlecht plazierte Futterballen über die Kante wegrollen und wir mit dem Hakenköder nicht im Futter liegen. Deshalb ist meist ein wenig verkürztes Anfüttern zielführend, um im Futter zu angeln.
Sensibilität bringt Fisch
Aufgrund der geringen Gewässertiefe und Strömung, können wir hier meist sensible Montagen angeln. Wenn mir Lauben am Angelplatz das Leben schwer machen und auch noch Dosenmais als Hakenköder während des Absinkens abfangen, verwende ich schwere Montagen, um rasch an den Gewässergrund vorzudringen.
Die von mir verwendeten Exner-Posen mit innen liegender Schnurführung MORVA und VAG eignen sich hervorragend für diese Angelei. Als Hauptschnur verwende ich die Platinum Royal von Balzer in der Stärke 0,14-0,18 mm und als Vorfachmaterial Platinum Royal 0,10-0,14 mm. Die Punktbebleiung aus einem Tropfen und zusätzlich einigen Bleischroten bringt den Hakenköder zügig zum Grund. Wenn jedoch halbstarke Karpfen das Wasser dominieren, bietet sich Hauptschnur 0,18 mm und Vorfachmaterial in der Stärke 0,14 – 0,16 mm an.
Eine sensibel ausgebleite Montage zum Angeln am Schilfrand
Anfüttern und Köderpräsentation
In den meisten Fällen verwende ich ein Rotaugen- oder ein Karpfenfutter zum Anfüttern. Es ist zu empfehlen, dieses mit Dosenmais, Maden und Pinkis zu versehen (max. 10% der Gesamtfuttermenge). Bei geringer Unterströmung und flacher Grundstruktur kann man auch noch ein paar Caster ins Futter untermengen. Diese sind dann oft als Hakenköder wahre Rotaugenmagnete.
Kleine Rotaugen sind die ersten Festgäste am Futterplatz
Die Farbe des Futters sollte nach Möglichkeit der Farbe des Gewässergrundes ähnlich sein. Dadurch heben sich kleinere Grundfische nicht so stark vom Gewässergrund ab und verlieren ihre Scheue bei der Futteraufnahme vor Raubfischattacken im Schilfbereich. Zu Angelbeginn füttere ich 5-7 etwa mandarinengroße Futterbälle an. Aufgrund der geringen Wassertiefe und der Geräuschempfindlichkeit der Fische, sollte man nicht größere Futterbälle anfüttern. Erst nach den ersten Bissen, füttere ich in geringen Zeitabständen - klein nach. Zu Angelbeginn biete ich meinen Köder meist hart am Grund oder 2-5 cm darüber an. Haben sich die ersten Rotaugen am Futterplatz eingefunden, geht’s dann meist Schlag auf Schlag.
Oft nehmen sie auch zarten Dosenmais als Hakenköder gut an. Wenn die Bisse der Rotaugen nachlassen oder ganz auf sich warten lassen haben fast immer größere Grundfische den Futterplatz angenommen. Zu diesem Zeitpunkt stelle ich die Grundeinstellung etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter tiefer und biete den Hakenköder etwa zehn Zentimeter am Gewässergrund aufliegend an.
Auch halbstarke Karpfen kann man hier mit der Bolo beherrschen
Sehr oft kann dann einer der Satzkarpfen, eine Schleie, oder einer der seltenen Brassen dem Mais-Madencocktail nicht widerstehen. Der Drill eines solch halbstarken Karpfens an der Bolo ist ein wahres Erlebnis. Der Fang von zwei bis vier Satzkarpfen und anderer Grundfische ist bei einem Angelgang nicht so selten.
Epilog
Wenn uns brütende Hitze oder starker Wind an unserem favorisierten Gewässer das Angeln verleidet, sollten wir einen Alternativangelplatz wie meinem Schilfplatz suchen.
Hier ist die Hitze auch im Hochsommer noch erträglich und auch starker, böiger Wind beeinflusst uns beim Angeln nur gering. So wird auch aus einem von der Witterung vermiesten Angeltag noch oft ein besonderes Erfolgserlebnis. Durch das heutige vorherrschende Spezialistentum dürfte, das feine Stipp- u. Matchangeln sowie die Kenntnisse über Futterzusammenstellung und Aufbereitung nahezu verloren gehen. Doch dies wären eigentlich die anglerischen Fertigkeiten für alles weitere Handeln.
GERÄTEEMPFEHLUNG:
Rute:
Balzer Diabolo Stellfisch
Bolognese BALZER Skyracer oder
MAVER Superlitinum 55 MX o. ä.
Rolle:
Kleine oder mittlere Stationärrolle
BALZER Tactics Titan /430 o. ä.
Schnur:
Hauptschnur/BALZER Platinum Royal 0,16 mm
Vorfach/ BALZER Platinum Royal 0,12–0,16 mm o. ä.
Pose:
Exnerpose mit innen liegender Schnurführung MORVA und VAG (2 bis 5 g) o. ä.
Haken:
Camtec Platin/Weißfisch bzw. Owner/Chika Rot /012 bis /016 o. Milo Suahiro P 132 /012 bis /016
o. ä.
FUTTERKÜBEL:
Rotaugenfutter
15% Biskuitmehl
15% Maismehl
5% Hanf
5% Kürbiskernmehl
10% Erdnussmehl
25% Brotbrösel (dunkel)t
20% Zwiebackmehl
max. 5% Zuschlagstoffe
(z. B. Anis + Farbstoff)
Zammataro
1,0 Kg. Feeder Mix Gold
500 gr. Brassen
500 gr. T3 – Birdfood gelb extra anfeuchten!
20 gr. Kara Brassin
20 gr. Brassen Caramel
(wenn erforderlich gering färben Schwarz o. Rot)
Auch die Brassen verschmähen meine Köder nicht